10 Fragen zur Sorgerechtsverfügung, die Sie schon immer stellen wollten
- Ninebarc
- 23. Juni 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Juli 2022
Keiner mag es sich vorzustellen, wer im Todesfall beider Eltern die Sorge für die minderjährigen Kinder übernehmen sollte. Doch vielen Eltern macht der Gedanke auch Sorge. Rund 1000 Kinder werden in Deutschland jedes Jahr zu Vollwaisen. Die Familie für ein Unglück abzusichern, ist vor allem für die Kinder wichtig. Dafür ist eine Sorgerechtsverfügung gedacht. Sie bestimmt, wo und mit wem Kinder im Todesfall der Eltern unterkommen, und wer als Vormund die rechtliche und finanzielle Verantwortung für die Kinder übernimmt.
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1. Was ist eine Sorgerechtsverfügung?
Mit einer Sorgerechtsverfügung sagen Eltern einem Richter oder einer Richterin, welchen Vormund sie für ihre Kinder auswählen und wo ihre Kinder unterkommen sollen, sollte den Eltern etwas passieren.
Das Gericht muss der Sorgerechtsverfügung zwar nicht immer stattgeben, aber es wird sie berücksichtigen.
Dass Eltern gleichzeitig oder in kurzen Abständen sterben ist sehr selten. Wenn es passiert, ist es meistens nach einem Unfall. Dann tritt die Sorgerechtsverfügung in Kraft.
Damit Eltern eine Stimme haben, müssen verschiedene Formalitäten erfüllt sein. Bevor Eltern einen Vormund auswählen, sollten sie unbedingt ein detailliertes Gespräch über die Bereitschaft führen, eine solche Verantwortung zu übernehmen. Die Bereitschaft des potenziellen Vormundes sollte über mehrere Jahre hin und wieder geprüft werden, da sich die Lebensumstände jederzeit ändern können.
Es ist auch möglich, im Dokument einen Ersatz für den Vormund einzutragen, für den Fall, dass dieser krank wird oder aus anderen Gründen die Sorge der Kinder nicht übernehmen kann.
2. Wer bekommt die Kinder?
Das Familiengericht hat keine Standardregelung für Waisen. Obwohl man annehmen möchte, dass automatisch die nächsten Familienangehörigen verpflichtet sind, schreibt das Gesetz das nicht vor. Deshalb hilft es dem Gericht, wenn es die Wünsche der Eltern berücksichtigen kann.
3. Welche Aufgaben hat ein Vormund?
Ein Vormund übernimmt die rechtlichen und finanziellen Verpflichtungen für das oder die Kinder, im Fall, dass beide Eltern plötzlich verstorben sind. Außerdem übernimmt ein Vormund die elterliche Sorge. Das heißt er oder sie entscheiden, auf welche Schule ein Kind geht und wo es leben soll. Der Vormund muss allerdings das Kind nicht zwingend bei sich zu Hause aufnehmen, sondern kann auch eine Pflegefamilie, ein Kinderheim oder eine Wohngruppe bestimmen.
4. Wie entscheidet ein Richter über den Vormund?
Die Entscheidung, wer als Vormund eingesetzt wird, fällt im Familiengericht. Ein Richter oder eine Richterin wird in der Regel erst den Familien- und Freundeskreis in Betracht ziehen. Natürlich wird er oder sie dabei den Willen der Eltern berücksichtigen. Deshalb ist es wichtig, in der Sorgerechtsverfügung genau zu erklären, warum eine Person aus Familien- oder Freundeskreis als Vormund gewünscht wird. Entscheidend ist auch, welche Beziehung ein Kind zum potenziellen Vormund hat, seine oder ihre finanzielle Situation und ob es einen Grund gibt, Kandidaten oder Kandidatinnen aufgrund des Alters abzulehnen. Ein Vormund muss volljährig, nicht zu jung, aber auch nicht zu alt sein, denn die Vormundschaft soll bis zur Volljährigkeit des Kindes ausgeführt werden. Geschwister werden gewöhnlich beim gleichen Vormund untergebracht.
5. Wer muss die Sorgerechtsverfügung schreiben?
Eine Sorgerechtsverfügung ist eine Art Testament mit den gleichen Regeln.
Mindestens ein Elternteil muss die Erklärung handschriftlich verfasst haben. Es reicht aus, wenn der Ehepartner unterschreibt. Sind die Eltern unverheiratet, müssen beide eine Sorgerechtsverfügung aufsetzten. Um sicher zu sein, dass alles richtig ist, kann die Sorgerechtsverfügung auch von einem Notar verfasst werden. In diesem Fall reicht die Unterschrift der Eltern.
Man kann die Verfügung zu Hause verwahren oder auch bei einem Notar oder einem Nachlassgericht hinterlegen. Nachlassgerichte nehmen für die Verwahrung einmalig 75 Euro.
Wird das Dokument zu Hause aufbewahrt, ist es wichtig, dass auch andere wissen, wo es verwahrt ist für den Fall, dass es nicht gleich gefunden wird.
6. Welche Details müssen enthalten sein?
Eine Sorgerechtsverfügung braucht zwingend folgende Details:
Ort und Datum
Vornamen und Namen
Unterschriften mit Vor- und Nachnamen
7. Was passiert, wenn es keine Sorgerechtsverfügung gibt?
Wenn es bei einem Sterbefall der Eltern keine Sorgerechtsverfügung gibt, wird ein Richter oder eine Richterin zuerst im familiären Umfeld eine Person suchen. Wenn es eine nahestehende Familie mit Kindern gibt, wird ein Richter oder eine Richterin vielleicht intuitiv die gleiche Wahl treffen, wie die verstorbenen Eltern. Ist das nicht der Fall, kann die Suche nach einem Vormund schwierig sein.
Wenn niemand gefunden wird, übernimmt in der Regel ein Vormundschaftsverein oder auch das Jugendamt die Vormundschaft.
8. Welche Abweichungen gibt es:
In den meisten Fällen der Sorgerechtsverfügung wird der Richter oder die Richterin dem Willen der Eltern stattgeben. Ist aber der gewünschte Vormund aus irgendeinem Grund nicht geeignet, zum Beispiel wegen Krankheit oder dem Alter, kann ein Gericht sich gegen den Willen der Eltern entscheiden.
9. Was geschieht nach dem Tod der Eltern?
Selbst wenn Eltern eine Sorgerechtsverfügung aufgesetzt haben, ist nicht garantiert, dass diese ausgeführt wird. Das Familiengericht wird in jedem Fall prüfen, ob die Entscheidung der Eltern dem Kindeswohl dient. Ist die Sorgerechtsverfügung im Einklang mit dem Wohl des Kindes, wird ihr meistens stattgegeben - wenn nicht, kann das Familiengericht eine andere Entscheidung treffen. Für Eltern ist es wichtig, auch Gründe anzugeben, warum eine Person nicht als Vormund infrage kommt. Gründe könnten sein, dass ein Elternteil sich nicht um die Kinder gekümmert hat, gewalttätig war oder eine schlechte Beziehung zu Kind oder Kindern hatte.
10. Was, wenn der Vormund oder die Kinder ablehnen?
Ein Vormund kann die Vormundschaft nur dann ablehnen, wenn er wichtige Gründe hat. Dazu zählen eine schwierige Familiensituation, finanzielle Notlagen oder das Alter. Mit Erreichen des 60. Lebensjahres kann er oder sie angeben, sich zu alt zu fühlen.
Einspruch kann auch von Kindern selbst erhoben werden. Ab dem 14. Lebensjahr können Kinder den von den Eltern festgelegten Vormund ablehnen.
Was ist eine Sorgerechtsvollmacht?
Zusätzlich zu einer Sorgerechtsverfügung kann man eine Vollmacht ausstellen, die dem Vormund Handlungsfähigkeit gegenüber Behörden und Ärzten oder Ärztinnen einräumt, sodass er oder sie sich um wichtige Dinge kümmern kann, ohne auf eine Entscheidung des Familiengerichtes warten zu müssen. Eine Sorgerechtsvollmacht hat auch noch einen anderen Zweck. Nicht nur im Falle des Todes der Eltern, sondern auch im Krankheitsfall kann so das Sorgerecht auf eine andere Person übertragen werden, ohne dass man das eigene Sorgerecht verliert.
Fazit
Es ist sehr selten, dass beide Eltern gleichzeitig sterben, aber auch für Alleinerziehende kann die Frage: „Was, wenn mir etwas passiert?“, schlaflose Nächte bereiten. Mit einer Sorgerechtsverfügung kann man sich und vor allem die eigenen Kinder rechtlich absichern.
Es fühlt sich gut an zu wissen, dass auch nach dem eigenen Tod eine vertraute Person die Kinder sicher und liebevoll großziehen wird.
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